Wieder staunen lernen – der direkte Weg zum Glück

Wann hat Sie zuletzt ein Erlebnis rundum staunen lassen? Wenn Sie sich spontan kaum erinnern können, ergeht es Ihnen wie vielen Menschen: Im Alltag kommt uns ein großes Stück Begeisterungsfähigkeit abhanden. Das ist schade, denn vom Staunen zum Glück ist es nur ein kurzer Weg – sagt ein renommierter Glücksforscher.
Ist es einfach der Gewöhnungseffekt oder sind wir teilweise emotional etwas abgestumpft? Viele besondere Ereignisse, die uns glücklich machen könnten, nehmen wir nur noch so hin. Die Natur ringsherum erblüht in Hunderten Farben? „Ganz nett.“ Bayern München ist wieder Deutscher Meister: „War ja klar.“ Der Familienausflug am Wochenende? „Ja, war okay.“ Was Kindern ein begeistertes „Wow!“ entlocken würde, beeindruckt uns kaum.
Mit dem Staunen kommt auch das Glück
Dabei ist es genau diese kindliche Begeisterungsfähigkeit, die uns oft zum Glück fehlt. Das Gegenmittel: ehrfürchtiges Staunen. Dacher Keltner, Professor für Psychologie an der University of California, Berkeley, hat diesen Begriff geprägt und empfiehlt uns, die Sinne für besondere Alltagsmomente zu schärfen. Denn oft genug sind es die vermeintlich kleinen Dinge, die uns glücklich machen können.
Kleine Glücksmomente mit Wow-Effekt
Ein schönes Gespräch, ein paar Schritte an der frischen Luft. Der persönliche Lieblingssong, der auf dem Weg zur Arbeit im Radio läuft: Das Glück wartet fast überall auf uns – wir müssen es nur wahrnehmen. Und uns trauen, wieder häufiger ins Staunen zu geraten. „Ehrfurcht ist ein besonderer Weg zum Glück, der überall und für praktisch alle leicht zugänglich ist“, wird der Wissenschaftler in Medien zitiert. Denn bereits kleine positive Erlebnisse könnten dazu beitragen, im Alltag Stress zu reduzieren. Ein Tipp des Experten: regelmäßig kleine Staun-Spaziergänge unternehmen und uns dabei bewusst auf Eindrücke mit Wow-Effekt konzentrieren.
Acht Wunder des Lebens
Der Psychologe und Buchautor („Awe: The New Science of Everyday Wonder“) hat über 2.600 Staun-Erlebnisse von Menschen aus unterschiedlichen Lebenssituationen und Ländern gesammelt sowie analysiert. Daraus hat er acht entscheidende Kategorien identifiziert und „Wunder des Lebens“ genannt – dazu zählen unter anderem inspirierende Menschen, Natur und Musik. Dacher Keltner beschreibt in einem Interview die Kraft des ehrfürchtigen Staunens: „Je mehr wir dazu forschen, umso deutlicher wird, wie viel Potenzial dieses Gefühl hat.“
Oder anders gesagt: Kleine und etwas größere Wunder warten fast jeden Tag auf uns – wir müssen lediglich lernen, sie besser wahrzunehmen. Und wenn es dann noch mit einem Haupttreffer und Millionengewinn im Eurojackpot klappen sollte, dürften Sie aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommen.
Über den Autor:
Oliver Schönfeld schreibt als Kolumnist für den Glücksblog auf eurojackpot.spiegel.de
