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Ratgeber

Glück ist Kopfsache – und so können wir es trainieren

Sächsische Lotto-GmbH
12.09.2025
6 Minuten
Zwei Menschen lachen gemeinsam beim Essen in einem Restaurant – ein Beispiel für alltägliche Glücksmomente.
Foto: Gemeinsames Lachen steigert das Glücksempfinden im Alltag. / Foto: Shutterstock

Was geschieht in unserem Gehirn, wenn wir Glück empfinden? Und wie können wir es schaffen, offener für Glücksmomente im Alltag zu sein? Die Neuropsychologin Prof. Dr. Iris-Katharina Penner vom Universitätsspital Bern gibt Antworten.

Frau Prof. Penner, was ist Glück aus neurobiologischer Sicht?

Neurobiologisch gesehen ist Glück etwas eher Nüchternes – das Ergebnis von neurochemischen Prozessen im Gehirn. Glück entsteht durch das komplexe Zusammenspiel von Neurotransmittern wie Dopamin, Serotonin, Oxytocin und Endorphinen. Unser Gehirn schüttet diese Botenstoffe aus, wenn wir positive Erlebnisse haben, etwas Schönes wahrnehmen oder uns etwas Gutes widerfährt. Auf der Verhaltensebene nehmen wir diese Ausschüttung als angenehme Gefühle wie Zufriedenheit, Wohlbefinden oder eben Glück wahr.

Und wie würden Sie Glück aus der Perspektive der Psychologin beschreiben?

Aus psychologischer Sicht definieren wir Glück als das subjektive Wohlbefinden eines Menschen. Dazu gehört es beispielsweise, dass eine Person im Alltag überwiegend positive Gefühle erlebt und negative Gefühle eher selten sind. Zudem umfasst es eine allgemeine innere Lebenszufriedenheit, die unabhängig von einzelnen Erlebnissen langfristig besteht. Es geht also um ein dauerhaft positives Grundgefühl gegenüber dem eigenen Leben.

Können wir das Glücklichsein beeinflussen?

Definitiv. Zwar spielen genetische Faktoren eine Rolle, sodass sich manche Menschen von Natur aus eher glücklich fühlen als andere. Doch wir haben die Möglichkeit, bewusst Einfluss auf unser Empfinden zu nehmen. Ein Dankbarkeitstagebuch, in dem wir täglich positive Erlebnisse festhalten, oder regelmäßige Meditation kann dazu beitragen, die eigene Wahrnehmung zu verändern. Wer es schafft, eine innere Ruhe und Zufriedenheit zu entwickeln, empfindet häufiger und intensiver Glücksmomente.

Was empfehlen Sie konkret, um Glück im Alltag bewusster zu erleben?

Wir könnten zum Beispiel jeden Abend darüber nachdenken, wofür wir an genau diesem Tag dankbar sind. Das können vermeintlich kleine Dinge sein: etwa ein gutes Gespräch, ein angenehmes Mittagessen mit Freunden oder Familie oder einfach eine schöne Begegnung im Alltag. Indem man sich bewusst macht, was gut gelaufen ist, verschiebt sich die Perspektive hin zu einer positiven Wahrnehmung des Lebens.

Was hat Resilienz mit unserem Glück zu tun?

Resilienz kann man als eine Art mentales Immunsystem verstehen. Wer resilient ist, besitzt eine hohe kognitive Flexibilität, um Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und flexibel auf Herausforderungen zu reagieren. Menschen mit hoher Resilienz sind besser darin, mit schwierigen Lebensumständen umzugehen, ohne daran zu zerbrechen. Resilienz lässt sich bis zu einem gewissen Grad therapeutisch trainieren, besonders effektiv durch kognitive Verhaltenstherapie.

Welche Rolle spielt materieller Erfolg für unser Glück?

Studien zeigen klar: Ein gewisses materielles Grundniveau ist wichtig für Zufriedenheit, Wohlbefinden und Sicherheit im Leben. Wenn man jedoch über dieses Grundniveau hinausgeht, macht zusätzlicher materieller Wohlstand nicht zwangsläufig glücklicher. Man spricht hier von der sogenannten „hedonistischen Tretmühle“: Ein neu erworbener Luxusgegenstand, etwa ein Porsche, bereitet zunächst Freude. Doch dieses Gefühl verblasst schnell und man sucht ständig nach neuen Stimuli. Wahres Glück entsteht daher vor allem aus inneren Quellen, etwa sozialen Kontakten, Gesundheit und erfüllenden Tätigkeiten – und weniger aus materiellem Überfluss.

Sie arbeiten viel mit chronisch kranken Menschen. Ist Glück in einer Lebensphase, die von Krankheit geprägt ist, überhaupt möglich?

Absolut. Gerade bei chronischen Erkrankungen ist es entscheidend, wie jemand die Krankheit verarbeitet. Wenn man nach einer Diagnose ständig mit sich und der Situation hadert, entsteht eine negative Spirale. Durch gezielte therapeutische Arbeit, beispielsweise Wertearbeit, unterstützen wir Menschen dabei, sich auf das zu konzentrieren, was sie trotz Krankheit noch können – statt auf das, was nicht mehr möglich ist. Wenn es gelingt, Selbstwirksamkeit zu fördern und neue Perspektiven zu eröffnen, können sich trotz der Erkrankung positive Gefühle und Glücksmomente entwickeln.

Sie kennen das Alltagsleben sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz sehr gut. Spüren Sie Unterschiede beim Glücksempfinden?

Ich beobachte durchaus Unterschiede. In Deutschland bemerke ich bei vielen Menschen herunterhängende Mundwinkel und spüre häufig Unfreundlichkeit im Alltag. In der Schweiz erlebe ich eine andere Atmosphäre: Menschen begegnen einander höflicher und ruhiger. Ein Beispiel: Selbst der Busfahrer wünscht mir beim Aussteigen einen schönen Tag. Derartige kleine Gesten und eine grundsätzlich freundliche Grundstimmung im Alltag tragen enorm dazu bei, das Wohlbefinden und damit das Glücksempfinden in der Gesellschaft insgesamt zu erhöhen.

Zum Schluss: Was macht Sie persönlich glücklich?

Zeit ist für mich das größte Glück. Zeit für mich zu haben, um zu regenerieren, Zeit mit meinem Mann oder wichtigen Menschen in meinem Leben zu verbringen. Außerdem sind für mich Naturerlebnisse besonders erfüllend – ob in den Bergen oder auf Island, wo mich die beeindruckende Kraft der Natur jedes Mal aufs Neue glücklich macht. Deshalb empfinde ich Zeit als den wertvollsten Luxus, den wir in unserer heutigen schnelllebigen Welt erleben können.

Zur Person

Prof. Dr. Iris-Katharina Penner ist Professorin für Kognitive Neurologie und Neuropsychologie der Universität Bern (Schweiz) sowie eidgenössisch anerkannte Neuropsychologin. Seit 2022 leitet sie die Universitäre Neuropsychologie am Inselspital in Bern.

Über den Autor:

Oliver Schönfeld schreibt als Kolumnist für den Glücksblog auf eurojackpot.spiegel.de

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