Schauspieler André Dietz über ein besonderes Herzensprojekt

Wie ist die Idee zu „Die Herbstresidenz“ entstanden?

André Dietz: Tim und ich haben mit unserem mehrfach ausgezeichneten Projekt „Zum Schwarzwälder Hirsch“ vor zwei Jahren gezeigt, wie super Inklusion in der Gastronomie klappt. Wir haben uns danach gefragt, in welcher Berufsgruppe Menschen mit Behinderung ganz viel positiv verändern könnten und sind auf die Pflege gekommen. Denn das Pflegepersonal arbeitet am Limit, es bleibt neben der körperlichen Pflege oft wenig Zeit für einen gemeinsamen Kaffee oder ein bisschen erzählen. Also haben wir gedacht, wir schicken den Bewohnerinnen und Bewohnern tolle, motivierte und fröhliche junge Leute, die diesen Part übernehmen.

90 Tage lang haben Sie das Projekt begleitet. Können Sie diese Zeit in drei Worten zusammenfassen?

André Dietz: Lebensfreude, Zuhause und Außenseiter. Die ersten beiden sind selbsterklärend, aber Außenseiter – erstmal ein negatives Wort – ist wirklich treffend. Denn wir haben es geschafft, zwei Gruppen, die häufig von der Gesellschaft abgeschrieben werden, zusammenzubringen.

Man kennt Sie vor allem als Schauspieler und Autor. Was war Ihr Antrieb, einem Inklusionsprojekt ein Gesicht und eine Stimme zu geben?

André Dietz: Ich will in dem Wissen alt werden, dass ich auch in einem Heim ein richtig schönes Leben führen kann. Und ich möchte besonders für meine Tochter Mari, die einen Gendefekt hat, aber eigentlich für alle meine vier Kinder, eine bessere Welt schaffen, weil Inklusion allen Menschen nützt. Meine Frau und ich wissen, dass Mari immer auf Hilfe angewiesen sein wird, auch wenn wir einmal nicht mehr da sind. Deshalb möchten wir jetzt etwas in der Gesellschaft verändern, damit sie auch später das bestmögliche Leben hat.

Auf Social Media geben Sie und Ihre Frau regelmäßig Einblicke in Ihr Familienleben. Stimmt es, dass Sie sich über Facebook kennengelernt haben?

André Dietz: Dort war unser Erstkontakt, nachdem ein Freund gemeint hatte, dass wir gut zusammenpassen würden. Wir haben uns dann schnell persönlich getroffen. Sie kam durch meine Tür – und ist nie wieder gegangen. Sie ist quasi sofort bei mir eingezogen, weil uns beiden klar war: Das ist es. Das ist jetzt fast 16 Jahre her, es war Liebe auf den ersten Blick.

Also praktisch Ihr persönlicher Sechser im Lotto?

André Dietz: Einer von vielen. Vier weitere, unsere Kinder, hat sie mir geschenkt. Ich sehe auch mein ganzes Berufsleben als Sechser im Lotto, da sind schon viele Träume in Erfüllung gegangen. Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich wirklich vom Glück gesegnet.

„Die Herbstresidenz“ läuft mittwochs um 20:15 Uhr bei VOX und ist auch auf RTL+ verfügbar.

Deborah Wirth ist begeistert vom Projekt