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Unterwegs

Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 – „C the unseen“

Sächsische Lotto-GmbH
09.05.2025
8 Minuten
Panoramablick auf den Theaterplatz in Chemnitz mit Opernhaus und Kirche – zentraler Kulturort im Herzen der Stadt und Schauplatz der Kulturhauptstadt 2025.
Foto: Der Theaterplatz als Herzstück klassischer und moderner Chemnitzer Stadtidentität. / Bild: Volkmar Heinz

Mag sein, dass die meisten Nicht-Sachsen erst dann nach Chemnitz fahren, wenn sie Dresden und Leipzig schon abgehakt haben. Dennoch, oder gerade deshalb, macht der knapp 250.000 Einwohner zählende Ort im Südwesten Sachsens derzeit als „Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz 2025“ von sich reden. Dazu brauchte es ein Motto und das heißt nun „C the unseen“, spielend mit der – vermeintlichen – Unsichtbarkeit des alten Industriezentrums. Aber Chemnitz hat Spannendes zu bieten, mit oder ohne Kulturstadtjahr.

Zwischen Karl-Marx-Kopf und kreativer Mitmachkultur

Logisch, viele denken erst einmal an den schwergewichtigen Karl Marx. Den „Nischel“ bekam die Großstadt 1971 ebenso ungefragt wie 1953 den Namen des Philosophen und Ökonomen, der nie in dieser Gegend gewesen ist. Seit 1990 heißt Chemnitz wieder wie in den Jahrhunderten zuvor. Nur der „Nischel“ blieb. Kaum ein Vorbeieilender blickt zu ihm auf; von fotografierenden Touristen mal abgesehen. Und von dem MDR-Kamerateam, das auf der Suche nach einer passenden Perspektive das Monument umkreist. Der eine oder andere bleibt auch unterm Barte des Propheten stehen und studiert die vier Schriftstücke, die dort jemand hingeklebt hat.

Im Januar dieses Jahres stand der Riesen-Kopf allerdings mal wieder im Scheinwerferlicht, nämlich mitten auf der Bühne der Open-Air-Eröffnungsveranstaltung zum Jahr 2025, in dem Chemnitz eine der Kulturhauptstädte Europas ist. Inzwischen hat sich alles wieder beruhigt. Aber wer Kulturhauptstadt sucht, wird sie finden, nicht nur auf Plakaten, sondern vor allem in Museen und Galerien, auf Bühnen und in Bürgertreffs, in Parks und auf Plätzen, in Chemnitz selbst und in der Region drumherum. Nicht zu vergessen die Mitmachangebote, die unter anderem zum kreativen Gestalten einladen.

Vom Schlossberg zur leuchtenden Botschaft: Kultur trifft Geschichte

Aber Chemnitz ist auch sonst sehenswert. Und erzählt nicht nur Industrie-Geschichten. Die Chronik des Ortes beginnt oben auf dem Schlossberg. Vermutlich anno 1136 hatte Kaiser Lothar das Kloster gegründet. Das war der Ausgangspunkt für die weitere Besiedlung der Region. Im Jahre 1143, als Lothars Nachfolger König Konrad III. die Gründung des Klosters und dessen Privilegien nochmals bestätigte, taucht der Begriff Chemnitz (Kameniz von sorbisch kamjenica, „Steinbach“) erstmals auf. Im Detail ist das alles auf dem Schlossberg im Stadtmuseum zu erfahren.

Wer seinen Blick dann hinauf zum Turm der Schlosskirche hebt, der begegnet auch dem Kulturstadtjahr wieder. Tagsüber steht da ganz oben in großen gläsernen Lettern „GOOD“. Doch sobald es dunkel wird und die Buchstaben leuchten, verschwindet immer mal eines der beiden „O“. Es entspinnt sich ein flackernder Dialog zwischen den Begriffen „Good“ und „God“, irgendwie also zwischen Glauben und Zweifeln. Das ist eines der Projekte, welches die Kirchen beisteuern.

Zwischen Denkmal, Dialog und Zukunft: Chemnitz zeigt sich als Stadt im kulturellen Aufbruch. Bilder: Volkmar Heinz

Industrie, Jugendstil und Moderne: Chemnitz jenseits des Klischees

Der Schlossberg lädt aber nicht nur zu einem abendlichen Blick auf den flackernden Schriftzug am Kirchturm. Vor dieser Anhöhe aus lässt sich auch weit über die Stadt schauen. Die hat zwar eine Handvoll hoher Häuser aber nicht wirklich eine Skyline. Aus der Dachlandschaft ragen ein paar spitze Kirchtürme, aber nicht wirklich historische Monumente. Chemnitz ist eine Stadt des 19. und vor allem 20. Jahrhunderts. Es überlebten zwar auch Reste der Romanik, gotische Kerne der Gotteshäuser, ein paar Fassaden aus Renaissance und Barock – aber das alles sind Einzelstücke. Chemnitz leistete sich einen opulenten Jugendstil und eine kühne Moderne. Alles Altväterliche musste weichen, als die Industrie boomte. „Manchester Sachsens“ nannte sich der Ort damals stolz oder auch nur „Ruß-Chemnitz“. Dieses längst unberechtigte Image liegt noch heute wie ein Grauschleier über der Stadt. Hinzu kommt, dass Chemnitz zwar verblüffend grün, aber nicht idyllisch ist, nicht mit engen Gassen und – abgesehen von ein paar netten Schlossberg-Kneipen – kaum mit hübschen Häuschen entzücken kann. Deshalb eben „C the unseen“.

Glanz und Erz – Bergbaugeschichte im smac erleben

Gründe nach Chemnitz zu reisen, gibt es dennoch reichlich. Neben der stets bunten Museumslandschaft wären da 2025 noch die vielen Sonderausstellungen. Sehenswert ist beispielsweise die gut besuchte Exposition „Silberglanz und Kumpeltod“ im smac – Staatliches Museum für Archäologie. Bis Ende Juni wird dort noch die Geschichte vom Bergbau erzählt, der Sachsens Reiche – die Wettiner vor allem – zu den Superreichen Europas aufsteigen ließ. Vor allem August der Starke ließ gern pompöse Bergparaden inszenieren. So marschieren in der Ausstellung Hunderte kleine Figürchen durch drei Vitrinen: die barocke Bergparade zum Saturnusfest 1719 anlässlich einer Staatshochzeit. Doch die Ausstellung greift das Thema in noch früheren Zeiten auf, denn seit Jahrtausenden graben die Menschen nach Kohle und Erzen.

Vom Bergbau über Maschinenkraft bis Kultur – Chemnitz erzählt Geschichte auf vielen Ebenen. / Bilder: Volkmar Heinz

Natürlich gibt es viel zu lesen in den Kapiteln der Ausstellung. Doch sie bleibt anschaulich für jedermann. Dargestellt werden die Hintergründe anhand von Originalen – vom glanzvollen Kunstwerk bis zum abgenutzten Werkzeug. Viele Modelle verdeutlichen das Arbeiten im Bergwerk; davon sind einige bereits historische Kostbarkeiten, stammen sie doch aus Lehranstalten wie der 1765 gegründeten Bergakademie Freiberg.

Dabei wird auf die Unterschiedlichkeit der Besucher eingegangen. Knirpsen erzählt der Berggeist Geschichten. Auf Bildschirmen wird in Gebärdensprache informiert. Über Kopfhörer und Tast-Exponate erleben Sehbehinderte das Thema. Und weil immer wieder jemand auf den Touchscreen tippt, wo die Aktion „Europa spielt das Steigerlied“ vorgestellt wird, hallt auch häufig der passende Sound durch die Ausstellung.

Gute Gründe für einen Besuch

Wie also könnte man als Chemnitzer oder ganz allgemein als Sachse etwas aus dem Kulturstadtjahr mitnehmen? Bester Weg ist ein Blick in den Veranstaltungskalender. Nicht alles läuft übers ganze Jahr. Da ist Einmaliges und Temporäres zu erleben, aber auch Dinge, die es schon länger gibt und die die Einheimischen kaum noch bemerken. Und nicht alles findet in Chemnitz statt, denn eingebunden sind auch die Orte drumherum.

Mitnehmen lassen sich natürlich auch Souvenirs zu Chemnitz2025. Da gibt es von der Mütze bis zum Hoody alles mit dem Logo „C the Unseen“. Und natürlich Marx, als Hosentaschen-Büstchen oder als Hintergrund des Kulturstadt-Slogans.

Marlis Heinz

Weitere Informationen finden Sie hier:

www.chemnitz.travel

www.chemnitz2025.de

www.kulturkirche2025.de

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