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Unterwegs

Alter Schwede! Auf Spurensuche in Wismar

Sächsische Lotto-GmbH
27.07.2025
18 Minuten
Alter Hafen von Wismar mit Blick auf historische Backsteingebäude und die St.-Georgen-Kirche im Hintergrund.
Foto: Der „Alte Hafen“ ist ein touristisches Highlight Wismars. Er bietet einen beeindruckenden Ausblick auf die nahe gelegene Altstadt mit ihren kulturhistorischen Backsteingebäuden. / Dagmar Krappe

Warum sich in der Hansestadt an der Ostseeküste alles um die „Drei Kronen“ dreht

Wismar gehörte 155 Jahre lang zu Schweden. Jedes Jahr am dritten Augustwochenende erinnert man sich in der Hansestadt mit einem viertägigen „Schwedenfest“ an diese Zeit. Der Einfluss der „Drei Kronen“ ist aber auch sonst an vielen Stellen an der mecklenburgischen Ostseeküste sichtbar.

Es sind schon zwei etwas seltsam aussehende Köpfe, die vor dem barocken Baumhaus am Alten Hafen in Wismar auf Holzpfählen montiert sind. Trotz ihres schwarzen, gezwirbelten Schnauzers schauen die beiden männlichen Gesichter nicht grimmig, sondern wirken eher gutmütig. Sie tragen einen braunen Löwenkopf als Helm. Die bunt bemalten gusseisernen Büsten heißen „Schwedenköpfe“ und sind ein Wahrzeichen der Stadt. Ohne ein Foto mit einem der beiden fährt kaum eine Touristin oder ein Tourist nach Hause.

Die beiden Schwedenköpfe vor dem barocken Baumhaus sind Wahrzeichen Wismars. Die bunt bemalten gusseisernen Büsten erinnern an die lange schwedische Herrschaft über die Stadt. / Fotos: Dagmar Krappe

Im Stadtgeschichtlichen Museum „Schabbellhaus“ an der Schweinsbrücke erfahren Besucherinnen und Besucher, dass der Begriff „Schwedenkopf“ die Bezeichnung für eine bestimmte Frisur war. Im Gegensatz zur altmodischen gepuderten Zopfperücke wurde der barocke Schwedenkopf als Naturhaar ungepudert und kurz geschnitten getragen. Dies galt als Zeichen von Modernität und Aufgeklärtheit. Auch die Wismarer Herkulesbüsten warten mit dieser Haarpracht auf.

Mit Schweden fühlt sich die ehemalige Hansestadt an der Ostsee immer noch verbunden. 1630 kam der schwedische König Gustav II. Adolf auf der Insel Usedom an, mit dem Ziel, diese und weitere Gebiete zu erobern. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde ein Teil des heutigen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern schwedisch. Wismar wurde zu einer riesigen Festung ausgebaut. Altstadt und Hafen bekamen ihre heute so bekannte Form.

Gebäude mit Geschichte

Mit einem Stadtplan zum Thema „Wismars Schwedenzeit“ können sich Besucherinnen und Besucher auf Spurensuche begeben. Aufgrund der zentralen Lage etablierten die neuen Herrscher in Wismar das Tribunal als obersten Gerichtshof, um Streitigkeiten in ihren norddeutschen Besitzungen regeln zu können. Es zog in den Fürstenhof ein, was den Machtwechsel verdeutlichte. Heute beherbergt das Gebäude das Wismarer Amtsgericht. In der St. Nikolaikirche hängt eine Gedenktafel für den 1670 verstorbenen Gründungsdirektor des Tribunals, David Mevius. Gegenüber dem Rathaus am Marktplatz steht noch das in späteren Jahrhunderten beschädigte und überformte ehemalige Kommandantenhaus. Ganz in der Nähe blieb die Wismarer „Wasserkunst“ erhalten. Sie diente fast 300 Jahre lang als Brunnenhaus und versorgte die Stadt mit Trinkwasser.


Die „Wasserkunst“ auf dem Marktplatz ist ein Brunnenhaus über einem unterirdischen Wasserreservoir. Sie wurde von 1580 bis 1602 errichtet. / Foto: Dagmar Krappe

„Unter den drei Kronen ließ es sich gut wohnen“ lautete eine Redewendung. Ob es wirklich so erfreulich war? Bis 1721 wurde Schwedisch-Pommern, wie die Region damals hieß, in zahlreiche Kriege hineingezogen und oft verwüstet. Nach dem Großen Nordischen Krieg um die Vorherrschaft im Ostseeraum war Schweden schließlich keine Großmacht mehr und verlor die meisten Gebiete. Wismar aber wurde offiziell erst im Jahr 1903 wieder deutsch.

Erinnerung an alte Herrschaft

Nach der Wende erinnerten sich einige Bewohnerinnen und Bewohner an die längst verblichene Schwedenzeit und gründeten die Deutsch-Schwedische Gesellschaft. Jedes Jahr am dritten Wochenende im August findet seitdem das „Schwedenfest“ in der Altstadt statt. Historische Heerlager, Handwerkerstände, Fahrgeschäfte oder Wikingerschach sind einige der gebotenen Attraktionen. Einen Höhepunkt bildet der „Schwedenweg“, ein Umzug in alten Gewändern und eine Zeitreise mit musikalischer Begleitung zu den erhaltenen Sehenswürdigkeiten.


Der Umzug „Schwedenweg“ führt an erhaltenen Gebäuden aus der Schwedenzeit vorbei. Von der Sankt-Marien-Kirche blieb nach dem Zweiten Weltkrieg nur der Turm übrig. / Foto: TZ Wismar, Christoph Meyer, paperheroes

Längst leuchten wieder die drei Kronen im schwedischen Königswappen am einstigen Zeughaus. Für die Wiederherstellung des Wappens über dem Hauptportal stellte König Carl XVI. Gustav mehr als 7.000 Euro zur Verfügung. Als das schwedische Königspaar Wismar besuchte, speiste es natürlich im „Alten Schweden“, ein Restaurant direkt am Marktplatz in einem der ältesten Backsteinhäuser aus gotischer Zeit. Aus dem Giebel lugt ebenfalls ein „Schwedenkopf“ hervor. Wer nur einen Kaffee aus frisch gerösteten Bohnen genießen möchte, kehrt ins Café „Fika“ ein. „Fika“ bedeutet in Schweden Kaffeepause.

Gestärkt geht es auf den Weg zum „Schwedenstein“. Der tonnenschwere Granitfindling wurde nach der endgültigen Rückkehr der Stadt zu Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 1903 enthüllt. Er ist mit den Wappen Schwedens, Mecklenburgs und Wismars versehen.

Dagmar Krappe feierte auch schon mit beim Schwedenfest

Unter wismar.de/tourismus bietet die Tourist-Information Wismar Interessantes rund um die Hansestadt. Tipps zum Schwedenfest, das dieses Jahr von Donnerstag, 14. August, bis Sonntag, 17. August, stattfindet, gibt es unter schwedenfest-wismar.de.



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